Jan-Paul Sandmann

Jan-Paul Sandmann

Doctoral Fellow

Zeitraum: April 2025 – August 2025

Forschungsprojekt: Eine Krise der Kunst

Email: jsandmann@fas.harvard.edu

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Jan-Paul Sandmann ist Doktorand in politischer Theorie am Department of Government in Harvard. In seinem Dissertationsprojekt „A Crisis in Art“, das sich auf das Denken von Thomas Mann und Theodor W. Adorno stützt, untersucht er die Rolle, die Kunst in unserem Leben spielen könnte und sollte. In Harvard ist er Mitglied des Minda de Gunzburg Center for European Studies und war als Lehrassistent an einem Kurs über die deutsche philosophische Tradition von Nietzsche bis Habermas sowie an Lehrveranstaltungen zur moralischen und politischen Philosophie für Bachelor- und Masterstudierende beteiligt. Er absolvierte einen B.Sc. in Government and Economics und einen M.Sc. in Philosophy of the Social Sciences, beide an der London School of Economics. Während seines Studiums erhielt er Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes, des Theodore H Ashford Graduate Fellowship, des Harvard’s Center for European Studies, des Safra Center for Ethics und der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth.

Forschungsprojekt

Eine Krise der Kunst

Für Denker wie Thomas Mann und Theodor W. Adorno birgt die Kunst – trotz und manchmal gerade wegen ihrer Distanz zu politischen Aussagen – ein besonderes Versprechen: Sie bringt etablierte Gewissheiten ins Wanken, hält die Kritik aufrecht und provoziert tiefere Fragen nach dem guten Leben. Aus heutiger Sicht kann das Festhalten an der transformativen und kritischen Kraft politisch uneindeutiger Kunst jedoch zunehmend realitätsfremd erscheinen. Die ungebundensten Formen der Kunst hinterlassen oft wenig nachhaltige Spuren im gesellschaftlichen Leben und bleiben auf einen kleinen Kreis von Kenner*innen beschränkt. Gleichzeitig wirft die Leichtigkeit, mit der die Forderung nach einer von ästhetischer Erfahrung geprägten Gesellschaft vereinnahmt wurde, eine dringende politische Frage auf – nicht nur nach der Rolle, die die Kunst spielen könnte, sondern auch nach der Rolle, die sie spielen sollte.

Um sich mit der unsicheren gesellschaftlichen Position der Kunst auseinanderzusetzen, greift meine Dissertation eine Reihe grundlegender Fragen wieder auf: War das Ideal einer Kunst, die sich durch Entfremdung in die Gesellschaft einbringt, jemals wirklich kohärent? Hatte es, selbst wenn es kohärent war, die Kraft zu überdauern? Kann eine von diesen Werten geprägte künstlerische Tradition in der heutigen Gesellschaft Resonanz finden – und wenn ja, in welcher Form? Und wenn ja, in welcher Form? Welche Rolle sollten die Kunst und die Künstler in diesem Zusammenhang spielen? Wäre nicht ein breiterer gesellschaftlicher Wandel notwendig, um die Bedingungen für ihr Versprechen wiederherzustellen?

Ausgewählte Publikationen

Artikel

„Das Versprechen der Kunst: Thomas Mann und Theodor W. Adorno im Austausch über Richard Wagner,“ Almanach 2025, Bayreuth.

Irrationality and Indecision“ Synthese 201, 137 (2023).