Dr. Susan Morrow

Dr. Susan Morrow

Postdoctoral Fellow

Zeitraum: September 2021 - Juli 2022

Forschungsprojekt: Die Politik der Bewegung vom Expressionismus zu Carl Schmitt

Email: morrow@uni-potsdam.de

Website

Susan Morrow ist gegenwärtig Gastwissenschaftlerin an der Universität Potsdam. Zuvor lehrte sie an der Yale University (Dept. of German) und der Freien Universität Berlin (Dept. of Comparative Literature) und war Postdoktorandin am Leibniz-Zentrum für Literatur und Kulturforschung (ZfL) Berlin (Forschungsbereich Theoriegeschichte). Ihre Dissertation Schematismus: Poetik auf dem Weg zu Kant: 1760-1790 wurde mit dem Carlo-Barck-Preis 2019 des ZfL ausgezeichnet. Sie promovierte 2019 in Germanistik in Yale.

Forschungsprojekt

Die Politik der Bewegung vom Expressionismus zu Carl Schmitt

Mein Projekt konzentriert sich auf den Tanz als poetologisches Modell im frühen 20. Jahrhundert – insbesondere in Bezug auf die Literatur und den Tanz des Expressionismus – und seine Verbindung zu Carl Schmitts Modell der autoritären Politik in Staat, Bewegung, Volk: die Dreigliederung der politischen Einheit (1933). Diese Konstellation ist komplex und beunruhigend: Schmitts Abhandlung bietet eine beunruhigende Legitimation für den Anspruch der NS-Partei, eine „Bewegung“ zu sein, während der Expressionismus im Nationalsozialismus diffamiert wurde. Mein Ziel ist es, aufzuzeigen, was für Schmitt bei der Selbstcharakterisierung des Nationalsozialismus als Bewegung auf dem Spiel stand, und zwar durch den Vergleich mit Bewegungsmodellen in der tänzerischen und literarischen Praxis, von Carl Einsteins „Brief an die Tänzerin Napierkowska“ (1911) bis zu Rudolf von Labans Bewegungsnotationssystem (1928) und Mary Wigmans Deutsche Tanzkunst (1935). Mein besonderes Interesse gilt der Art und Weise, wie ein vitalistisches Bewegungsmodell im Tanz ein älteres europäisches Modell des Tanzes als mechanische Kunst verdrängt hat, etwa zur gleichen Zeit, als das Kino von Bergson als mechanische Technik der Bewegungserzeugung kritisiert wurde. Ähnlich motiviert ist mein Interesse an der Art und Weise, wie eine frühere Ästhetik, die „Lebendigkeit“ als Effekt künstlerischer Techniken verstand, einem Gegensatz zwischen Leben und technisch erzeugter Bewegung wich. Ein letztes Interesse betrifft die Spannung zwischen der vitalistischen Ablehnung technischer Bewegung und der Wiederbelebung eines Projekts aus dem späten 17. Jahrhundert, das ursprünglich mit der Technizität des Tanzes verbunden war: das Projekt der Schaffung eines Systems der Tanznotation (chorégraphie), das mit dem der Musik vergleichbar war.

Ausgewählte Publikationen

Artikel

„Revising the Aesthetics of Illusion: The Character of ‚Pictures‘ and their Reception in Lessing’s Laokoon“, in: Lessing Yearbook, forthcoming.

„Irgendetwas und irgendetwas: Husserl’s Arithmetik and The Poetics of Epistemology“, in: Phenomenology to the Letter: Husserl and Literature, ed. P. Haensler, K. Mendicino, R. Tobias, (Berlin/Boston: de Gruyter, 2021), 61—84.

Foucault’s Risks“, together with P. Raccuglia and A. Shechtman, in: The Los Angeles Review of Books, November 7, 2014.