Jonathan Soen hat in 2019 im Fach Philosophie an der Universität Tel Aviv seine Promotion mit einer Dissertation über den Wahrheitsbegriff abgeschlossen. Im Anschluss war er Postdoc-Stipendiat der Minerva Stiftung an der Universität Leipzig. Seine Forschung konzentriert sich auf Fragen, die die Natur des Denkens betreffen. Zu den Figuren, die ihn besonders interessieren, gehören Aristoteles, Kant, Wittgenstein und Walter Benjamin. Neben seiner philosophischen Arbeit hat er Bücher mit Gedichten und Essays veröffentlicht.

Dr. Jonathan Soen
Postdoctoral UP Fellow
Zeitraum: Oktober 2022 - Oktober 2023
Forschungsprojekt: Das Leben des Denkens
Email: johnath3@post.tau.ac.il
Forschungsprojekt
Das Leben des Denkens
Aristoteles lehrt, dass Denken und Leben Tätigkeiten mit einer gemeinsamen Form sind. Tätigkeiten, die diese Form aufweisen, sind solche, bei denen sowohl das Subjekt als auch der Zweck der Tätigkeit vollständig in der Tätigkeit selbst enthalten sind. Im Gegensatz zu Tätigkeiten, deren Subjekt ein Handelnder oder ein Erleidender ist, sind Tätigkeiten des ersten Typs weder etwas, das ein Subjekt tut, noch etwas, das es durchmacht; vielmehr buchstabieren sie Facetten dessen aus, was ihr Subjekt ist; seine Tätigkeit, das zu sein, was es ist. Die moderne Philosophie hat diesen Begriff der Tätigkeit nahezu unverständlich gemacht. Insbesondere hält die moderne Erkenntnistheorie an einer radikalen Trennung zwischen dem Studium des Denkens und dem Studium des menschlichen Lebens, d.h. der menschlichen Seinsform, fest, indem sie mit einer inhärent transaktionalen Konzeption der menschlichen Erkenntnis arbeitet, die kognitive Akte als Instanzen des allgemeinen Schemas S Φ p behandelt. Mein Projekt versucht, ihre Einheit wiederherzustellen, indem es sowohl eine Kritik der modernen Tradition als auch eine radikale Neubewertung einiger ihrer Schlüsselmomente anbietet, mit besonderem Augenmerk auf Kant und die post-kantische Tradition.