Ich habe von 2002 bis 2008 Philosophie, Soziologie und Anthropologie an der Hebrew University of Jerusalem studiert. Meine Promotion habe ich 2017 an der University of Chicago abgeschlossen mit einer Arbeit zum Thema Rules of Inference: A Study in Early Analytic Philosophy. Seitdem habe ich Postdoc-Stellen an der Universität Leipzig und der Universität Jena innegehabt. Seit 2021 bin ich Postdoctoral Fellow der Minerva Stiftung an der Universität Potsdam. In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Philosophie Ludwig Wittgensteins, der Philosophie Martin Heideggers, dem Schnittpunkt von Philosophie des Geistes und Logik sowie Sprachphilosophie.
Dr. Gilad Nir
Postdoctoral Minerva Fellow
Zeitraum: Oktober 2021 - September 2023
Forschungsprojekt: Das Rätsel der Transformation
Email: gilad.nir@uni-potsdam.de
WebsiteForschungsprojekt
Das Rätsel der Transformation
Das Lösen von Rätseln ist ein paradigmatisches Beispiel für eine Form des Denkens, die eine Veränderung unseres Verständnisses bewirkt. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Denken, bei dem wir die Begriffe, die wir bereits verstehen, auf Fälle anwenden, die genau unter sie fallen, zwingen uns Rätsel dazu, über unser gegenwärtiges Verständnis der Bedeutung der Wörter, in denen das Rätsel gestellt ist, hinauszugehen. Intellektuelle Krisen, die eine ähnliche Antwort erfordern, können sowohl im theoretischen als auch im praktischen Bereich des Denkens auftreten. Beispiele solcher Krisen sind: der Zerfall wissenschaftlicher Paradigmen, das Auftauchen unlösbarer ethischer Dilemmata, der Zusammenbruch politischer Legitimität und das Aufkommen neuer ästhetischer Sensibilitäten. Die Hauptaufgabe des Projekts liegt darin, die Natur der Denkformen zu erläutern, die es uns ermöglichen, solche Krisen zu überwinden. Ein zentrales Hindernis, das der Erläuterung der Transformation des Denkens im Wege steht, ist das folgende: Da Transformationen eine Veränderung der akzeptierten Rechtfertigungskriterien mit sich bringen, ist nicht klar, wie sie selbst gerechtfertigt werden können. Je radikaler die Transformation ist, desto weniger scheint es, als könnten ihre Vorteile von denen, die sie annehmen sollen, rational anerkannt werden. Wir scheinen gezwungen zu sein, entweder die Realität der Transformation zu leugnen oder eine Form des Relativismus anzunehmen. Das Ziel meiner Untersuchung ist es, eine Darstellung der Transformation zu liefern, die beide Extreme vermeidet.
Ausgewählte Publikationen
Artikel
„Wittgenstein’s Reductio“, in: Journal for the History of Analytical Philosophy 10:3 (2022).
„‚In a certain sense we cannot make mistakes in logic‘: Wittgenstein, Psychologism and the Question of the Normativity of Logic“, in: Disputatio 10:18 (2021): One Hundred Years Thinking the Tractatus , forthcoming.
„Toward a Resolute Reading of Being and Time: Heidegger, Wittgenstein, and the Dilemma between Inconsistency and Ineffability“, in: The Southern Journal of Philosophy, forthcoming.
„Are Rules of Inference Superfluous? Wittgenstein vs. Frege and Russell“, in: Teorema XL: 2 (2021) 45—61.
„The Tractatus and the Riddles of Philosophy“, in: Philosophical Investigations 44:1 (2021), 19—42.