Veranstaltungen
Politik der Natur: Philosophische Perspektiven auf das Anthropozän
In Kooperation mit dem ICI Berlin
20.-21.10.2022 ICI BerlinChristinenstr. 18-19, Haus 8, D-10119 Berlin
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DIE HERAUSFORDERUNG DES ANTHROPOZÄNS
Es ist offensichtlich, dass menschliche Lebensformen das Erdsystem in einem solchen Ausmaß affiziert haben, dass es Sinn hat, anzunehmen, wir seien in ein neues geologisches Zeitalter eingetreten. Noch entscheidender ist, dass die weitreichenden Veränderungen, die dieses neue Zeitalter des „Anthropozän“ prägen, die Bedingungen für unser Überleben auf diesem Planeten unterminieren: die Klimakrise, der Rückgang der Biodiversität, die zunehmende Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt, neue Krankheiten, die auf artenübergreifender Virenübertragung beruhen, sind nur einige der sichtbarsten Formen, in denen menschliche Aktivitäten die Bewohnbarkeit dieses Planeten für unsere eigene und andere Spezies infrage stellen. Es ist treffende Ironie des Begriffs „Anthropozän“, dass das Zeitalter nach genau der Spezies benannt ist, die in ihm auf die Selbstauslöschung zusteuert. Diese Ironie unterstreicht nicht nur, dass unsere derzeitigen kapitalistischen Lebensformen nicht überlebensfähig sind, sondern stellt auch einige der konstitutiven Ideale in Frage, die die Kritik an diesen Lebensformen geleitet haben – Vorstellungen von Wachstum und Transformation, Befreiung und Erfindung, Freiheit und Selbstbestimmung, Fürsorge und Verantwortung, Gerechtigkeit und Gleichheit.
Drei Ziele
Vor diesem Hintergrund sucht die Tagung das „Anthropozän“ als ein philosophisches Problem zu artikulieren, das eine tiefgreifende Revision unseres Selbstverständnisses und eine neue Konzeption der Politik erfordert. Erstens soll bestimmt werden, inwieweit die gegenwärtige Krise grundlegende Elemente unseres philosophischen Selbstverständnisses in Frage stellt (u.a. die Art und Weise, wie wir die Beziehungen zwischen Subjekt und Objekt, Geist und Natur, Denken und Materie, Ursache und Wirkung, Freiheit und Notwendigkeit konzipiert haben). Zweitens sollen Wege zur Überwindung der erkenntnistheoretischen Hindernisse aufgezeigt werden, die uns daran hindern, unsere gegenwärtige Situation angemessen zu verstehen, und ein neues Verständnis von Ökologien der Existenz entwickelt werden. Drittens sollen Konzepte für eine neue Politik der Natur entwickelt werden – ein Verständnis des Politischen, das die eigentümliche Handlungsfähigkeit der Natur ernst nimmt und neue Vorstellungen von Selbstbestimmung entwickelt.
Zwei Fehler
Die Tagung wird von dem Bewusstsein geleitet, dass wir bei der Revision unserer Denk- und Handlungsweisen zwei symmetrische Fehler vermeiden müssen: Einerseits, die Vorstellung von der Herrschaft des Menschen über die Natur in einem anderen Gewand schlicht zu wiederholen; eine Vorstellung, die auch in der Idee des „Anthropozäns“ selbst impliziert ist und auch noch in dem wohlmeinenden Bestreben zum Ausdruck kommt, dass die Menschen zu Hütern allen Lebens auf der Erde werden sollten. Andererseits ist es ebenso hoffnungslos, auf ein romantisches Bild einer unmittelbaren harmonischen Einheit mit der Natur zurückzugreifen, das nur die Kehrseite des Beherrschungsmodells ist und der erhabenen Gleichgültigkeit der Natur nicht gerecht wird. Statt der Beherrschung der Natur oder des Rückzugs in unsere Einheit mit ihr brauchen wir, wie Walter Benjamin es einmal formulierte, eine bewusste politische Artikulation unseres Verhältnisses zur Natur.
Zu einer neuen Politik der Natur
Eine Politik der Natur in diesem Sinne versucht anzuerkennen, dass erstens die Natur genuin politisch ist (sie ist immer schon von unseren politischen Regimen affiziert, niemals einfach nur natürlich, was am deutlichsten in den Konstruktionen einer unberührten oder unschuldigen Natur zum Ausdruck kommt); und zweitens, dass die Politik eine natürliche Dimension hat (sie muss mit natürlichen Dynamiken rechnen, die sie nicht einseitig beherrschen und mit denen sie auch nicht verhandeln kann – etwas, woran uns die aktuelle Pandemie schmerzlich erinnert hat). Sie versucht so, die Verflechtung der gegenwärtigen planetarischen und sozialen Krisen zu erkennen: zu erkennen, wie Klimakrise und soziale Ungleichheit sich verschränken, wie natürliche und politische Krisen sich wechselseitig bedingen, wie soziale Strukturen natürliche Krisen ermöglicht haben, die wiederum soziale Pathologien verschärfen.
Die Konferenz wird eine Vielfalt von Ansätzen zu diesen Fragen einbeziehen und lädt zu Kontroversen und Debatten ein, die bis zur Infragestellung der oben genannten Begriffe der Debatte reichen (einschließlich des problematischen Begriffs „Anthropozän“, der Fallstricke einer Rede von „Ökologien der Existenz“ und der möglichen problematischen Implikationen des Sprechens über eine „Politik der Natur“).
Programm
20. Oktober 2022
ICI Berlin
- 10:15 – 10:30 – Thomas Khurana, Politics of Nature: An Introduction
- 10:30 – 11:45 – Beth Lord, Spinoza and the Politics of Soil
Chair: Oliver Precht - 11:45 – 12:15 – Coffee break
- 12:15 – 13:30 – Martin Saar, Nature/Politics: Critical Theory and the Turn to Life
Chair: Hanna Hamel - 13:30 – 15:00 – Lunch Break
- 15:00 – 16:15 – Jacob Blumenfeld, The Socialization of Nature
Chair: Lillian Cicerchia - 16:15 – 16:45 – Coffee break
- 16:45 –18:00 – Karen Ng, Metabolism and Natural Limits: Rethinking Species–Being in Hegel and Marx
Chair: Kristina Lepold
- 18:30 – 20:00 Keynote – Slavoj Žižek, ‘Unbehagen in der Natur‘: On Thinking the End of Nature
Chair: Christian Schmidt
21. Oktober 2022
ICI Berlin
- 10:00 – 11:15 – Frank Rudas Vortrag muss leider wegen Krankheit AUSFALLEN! WIR BEGINNEN UM 11:30:
- 11:30 – 12:45 – Melanie Sehgal, Philosophy and the Arts of a New Climatic Regime
Chair: Hilkje Hänel - 12:45 – 14:30 Lunch break
- 14:30 – 15:45 – Oxana Timofeeva, The World Soul?
Chair: Francesca Raimondi
- 15:45 – 16:15 Coffee break
- 16:15 – 17:30 Christoph Menke, The Humanization of Nature
Chair: Xenia Chiaramonte - 17:30 – 18:00 Coffee break
- 18:00 – 20:00 – Discussion What Is to Be Done?: Climate Crisis and Political Activism – with Andreas Malm, Eva von Redecker, Rupert Read,
Chair: Robin Celikates
Medien
Lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung den Bericht von Johanna Adorján über unsere Keynote von Slavoj Zizek (24.10.2022): „Vorsicht, die Natur ist verrückt! Slavoj Zizek in Berlin.“
Lesen Sie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (02.11.2022) den Bericht von Charlotte Szasz über unsere Tagung: „Wir werden eben Nüsse suchen oder so was.“
Hören Sie unseren Panelisten Andreas Malm im Gespräch mit Stephanie Rohde für die Sendung „Sein und Streit“: „Mit Sabotage gegen Klimawandel: Aktivist und Ökologe Andreas Malm im Gespräch“
Auf Instagram: Zizek auf dem Weg zu und bei seiner Keynote: Jackson Pollock, Mark Rothko und Rafael Horzons Wanddekorationsobjekte; die Freiheit des Vorherbestimmten und die lächerliche Wahl zwischen Strawberry Cake und Cheesecake.
Teilnehmer:innen
Mit Jacob Blumenfeld (Oldenburg), Robin Celikates (FU Berlin), Lillian Cicerchia (FU Berlin), Jeanette Ehrmann (HU Berlin), Hanna Hamel (ZfL Berlin), Hilkje Hänel (Potsdam), Katharina Hoppe (Frankfurt), Thomas Khurana (Potsdam), Kristina Lepold (HU Berlin), Beth Lord (Aberdeen), Andreas Malm (Lund), Christoph Menke (Frankfurt), Karen Ng (Vanderbilt), Oliver Precht (ZfL Berlin), Rupert Read (East Anglia), Francesca Raimondi (Düsseldorf), Eva von Redecker (Verona), Frank Ruda (Dundee), Eric-John Russell (Paris), Martin Saar (Frankfurt), Christian Schmidt (HU Berlin), Johannes-Georg Schülein (Bochum), Melanie Sehgal (Wuppertal), Oxana Timofeeva (St. Petersburg), Slavoj Žižek (Ljubljana)
Anmeldung
Die Anzahl der Teilnehmer:innen ist begrenzt. Wenn Sie teilnehmen wollen, melden Sie sich bitte im voraus an. Die Anmeldung ist ab dem 05. Oktober 2022 auf der Seite des ICI Berlin möglich. Wenn Sie nicht vor Ort sein können, können Sie die Tagung auch über die Seite des ICI Berlin via Livestream verfolgen.
In Kooperation mit
Funding
Bild
„/imagine …“, by thokhu/Midjourney