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Krise der Autonomie
Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam
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Was bedeutet es, ein freies Leben zu führen? Eine der einflussreichsten Antworten, die die moderne Philosophie darauf gefunden hat, ist die Idee der Autonomie. Ein freies Leben zu führen bedeutet, nach Gesetzen zu leben, die wir uns selbst gegeben haben. Diese Auffassung ist so sehr in unser Selbstverständnis eingegangen, dass man sich dem Ideal der Autonomie kaum entziehen kann: wer würde es vorziehen, heteronom zu leben? Zugleich scheint diese Auffassung von Freiheit in der Gegenwart jedoch in einer Krise zu stecken. In einer vielgestaltigen Diskussion in verschiedenen Teilbereichen der Philosophie – der praktischen Philosophie, der Naturphilosophie, der Sozialphilosophie sowie der Ästhetik – artikuliert sich der Verdacht, dass Autonomie uns nicht befreit, sondern vielmehr neuen Formen der Unfreiheit unterworfen hat. Dies gilt in drei Hinsichten: in Bezug auf unser subjektives Selbstverhältnis, unser Verhältnis zur Natur und unser Verhältnis zu anderen. Was das Selbstverhältnis angeht, so lautet der Verdacht, dass Autonomie eine Form der Selbstbeherrschung impliziert, die notwendigerweise die Unterwerfung eines Teils des Selbst unter den anderen – und also formal betrachtet: Heteronomie – bedeutet. Mit Blick auf das Naturverhältnis ist der Verdacht, dass Autonomie einhergeht mit dem verfehlten Projekt einseitiger Naturbeherrschung, dessen Unhaltbarkeit sich in den ökologischen Krisen der Gegenwart immer deutlicher zeigt. Statt uns, wie der Idealismus meinte, von der Natur zu befreien, hat Autonomie uns an ein dualistisches Verhältnis zur Natur gekettet, durch das wir die Bedingungen unserer lebendigen Freiheit selbst untergraben. In sozialer Hinsicht schließlich sieht sich Autonomie dem Verdacht ausgesetzt, nicht ein freies und gleiches soziales Verhältnis zu ermöglichen, sondern sich vielmehr als ein besonders wirksamer Mechanismus sozialer Kontrolle erwiesen zu haben.
Die Tagung verfolgt die Absicht, diese verschiedenen kritischen Diskussionen zusammenzuführen, da dadurch erst der Charakter der Krise der Autonomie im Ganzen hervortreten kann. So unterschiedlich die Themen und normativen Gesichtspunkte der Diskussionen des Selbstverhältnisses, des Naturverhältnisses und des Sozialverhältnisses zunächst scheinen, so übereinstimmend ist doch die Form der Autonomiekritik: Statt zu befreien, impliziert Autonomie, so wie wir sie vor allem verstanden und praktiziert haben, Unterwerfung und untergräbt sich mithin selbst. Mögliche Antworten auf die Krise der Autonomie verlangen also danach, dass wir die Form der Selbstbestimmung auf grundsätzlich neue Weise denken. Auf unserer Konferenz wollen wir daher die verschiedenen Erscheinungsformen der Krise und Kritik der Autonomie gemeinsam untersuchen, um die offene Frage nach ihren philosophischen Konsequenzen neu zu stellen: Zeigt diese Krise, dass die Idee der Autonomie als solche fehlgeleitet ist, und erfordert sie also eine völlige Zurückweisung jener Idee? Oder müssen wir vielmehr an der Idee der Selbstbestimmung festhalten und sie zugleich auf ganz neue Weisen verstehen? Was können wir aus den verschiedenen Versuchen der letzten Jahrzehnte lernen, Formen der Autonomie ohne Beherrschung zu denken, das Verhältnis von Autonomie und Leben neu zu überdenken oder Autonomie in relationalen Begriffen neu zu begreifen?
Teilnehmer:innen
Brian O’Connor, Peter Dews, Alain Ehrenberg, Eli Friedlander, Veronica Galfione, Thomas Khurana, Luca Illeterati, Karen Ng, Terry Pinkard, Francesca Raimondi, Jörg Schaub, Vladimir Safatle, Isabel Sickenberger, Natalie Stoljar
Bild
Jeff Wall, Untangling (1994)